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Zitate über Pädagogik, Trainees, Dozenten und das Lernen

Die folgenden Zitate habe ich während meiner über 25 Jahre als Dozent gehört. An ihnen lässt sich gut darstellen, welchen Anforderungen ein Erwachsenenbildner in der Kraftwerkstechnik begegnen muss.

 

  • Pädagogik brauche ich nicht als Dozent. Ich arbeite doch mit erwachsenen Menschen!
    (Kursleiter)

Es gibt seit über 40 Jahren Studienfächer und Lehrstühle an Universitäten, die sich mit dem Thema Erwachsenenpädagogik/ Lebenslanges Lernen beschäftigen (siehe z.B. <http://ebwb.hu-berlin.de/studium> oder <http://www.uni-leipzig.de/~erwbild/index1.htm>). Auch ein Wörterbuch nur zu diesem Thema kann erworben werden. Es enthält Stichworte zu den Themenfeldern Didaktik und Methodik, Forschung und Wissenschaft, Geschichte und Entwicklung, Lernen und Erfahrung, Organisation und Profession, Politik und Recht sowie Theorien und Konzepte (siehe hierzu: Verlag: Klinkhardt (September 2001) "Wörterbuch Erwachsenenpädagogik").

Für Erwachsenenbildner gibt es keine staatlich vorgegebenen Qualifikationsstandards. Im betrieblichen Bereich spricht man vom Bildungsmanager, Trainer oder Dozent. Jeder kann im Grunde zum Erwachsenenbildner werden und sich selbst entsprechend definieren. Oft werden Akademiker, die vor der Pensionierung stehen oder bereits Pension beziehen zu Erwachsenenbidnern. Die derart Tätigen bezeichnen sich in der Mehrzahl selber eher als Fachvertreter denn als Erwachsenenpädagogen. In den 70er Jahren gab es eine Tendenz, die Weiterbildung zu professionalisieren und zwar durch gesetzliche Regelungen eine Hauptberuflichkeit zu erreichen und für eine entsprechende Qualifizierung zu sorgen. Doch dies ist bis heute nicht erreicht worden.

Alle Kursteinehmer, Erwachsenenbildner wie auch Trainees, bringen bereits eine Lerngeschichte mit. In vielen Fällen ist diese negativ. Wer versucht, die Methoden der allgemeinen Schulbildung auf Erwachenbildung zu übertragen, wird den Anforderungen seiner Schüler kaum gerecht werden können. Teilnehmerorientierung ist das wohl am häufigsten erwähnte Kenneichen für eine methodische und didaktische Vorgehensweise.

 

  • Die Trainees sind so ..., die kapieren einfach nichts ... Die wissen ja nicht mal, wie ein Turbo im Auto funktioniert!
    (Kursleiter)

Paul Watzlawick beschreibt in seinen Büchern, wie unterschiedlich die Einschätzungen über Wichtiges und Unwichtiges bei verschiedenen Menschen sein kann. Das kommt nach seinen Untersuchungen offensichtlich nicht daher, dass der eine Recht hat, der andere zwangsläufig also Unrecht, sondern daher, dass jeder Mensch ein andere Sicht der Wirklichkeit hat. Ob es also für das Verstehen der Dampfturbinentechnik notwendig ist zu wissen, wie ein Turbo im Auto funktioniert, kann für den einen fundamental sein, für den anderen aber völlig unnötig. Ein Dozent sollte dies wissen und der Versuchung widerstehen, seine Ansichten über die Wirklichkeit den Trainees aufzuzwingen.

 

  • Die jungen Leute haben doch überhaupt kein Interesse mehr, was zu leisten. Jede freie Minute sind die doch mit ihrem IPad beschäftigt!
    (Kursleiter)

Obwohl als recht fortschrittlich bekannt, übte US-Präsident Barack Obama bei einer Rede vor Studenten der Hampton University Kritik an den populären Gadgets wie iPod, iPad und Videospielkonsolen. "Mit iPods, iPads, Xbox und Playstation - von keinem weiß ich, wie sie funktionieren - wird Information zur Ablenkung, einer Form von Unterhaltung degradiert, anstatt ein Werkzeug zur Selbstermächtigung oder Emanzipation zu sein".

Wir befinden uns 24 Stunden am Tag in einem Medienumfeld, das einen mit Contents bombardiert. Sich daraus zu lösen und zu entscheiden, von welcher Information das eigene Wissen gestärkt werden soll, ist für viele nicht einfach. Also wird eher viel konsumiert und wenig selektiert.

Britische Ärzte haben sogar ein neues Krankheitsbild entdeckt, wie in der Macworld UK berichtet wurde: Die iPad-Schulter. Ein renommierter Spezialist für orthopädische Probleme der Schulter berichtet, dass er pro Woche bis zu 20 Patienten behandle, deren Probleme durch den Umgang mit iPad, Kindle etc. herrührten.

 

  • Ich habe doch auch so ... und so ... gelernt. Warum kann der das denn nicht?
    (Kursteilnehmer)

Der Lernstil unterschiedlicher Menschen ist meist auch verschieden. Frederic Vester beschreibt verschiedene Lerntypen, David A. Kolb beobachtete individuelle Lernstile und viel Literatur beschreibt, dass jeder Mensch seine eigene individuelle Lernstrategie entwickeln muss. Als Dozenten sollten wir helfen, diese zu finden und nicht unsere eigene Strategie, wie gut sie auch für uns selber funktionieren mag, anderen überzustülpen.

 

  • In der kurzen Zeit kann man doch keinem das notwendige Rüstzeug mitgeben, das er für seine Arbeit draußen braucht.
    (Trainer)

Die zur Verfügung stehende Zeit um aus einer Fachkraft einen Spezialisten zu machen, reicht meist nicht aus. Auch bietet die Struktur des Personaleinsatzes und die Möglichkeiten in den Ausbildungsbetrieben selten genügend Flexibilität, um das nötige Fachwissen ausreichend zu vermitteln. Wichtig ist daher, den Mitarbeiter zu befähigen, sich selber weiter zu bilden. Vor allem der Zugang zu und die Recherche in der firmeninternen Wissensdatenbank - wenn verhanden - sollten zentrale Themen der Seminare sein.

 

  • Die oben wissen doch gar nicht, was das für ein Aufwand ist, eine Unterrichtsstunde vorzubereiten: Recherchieren, Bilder zusammenstellen, Powerpoint Präsentation erstellen etc.
    (Kursleiter)

Sicherlich gibt es Menschen, die derart redegewand und tiefgründig wissend sind, dass sie aus dem Stehgreif heraus ans Rednerpult gehen und ihr Thema gut strukturiert präsentieren können. Doch diese Menschen sind die Ausnahme. Um eine Unterrichtseinheit vorzubereiten braucht man beim ersten mal zwischen 5 bis 10 mal die Zeit der entsprechenden Unterichtsstunde. Kann man auf vorhandene Unterlagen zurückgreifen, weil man z.B. ein ähnliches Thema schon einmal dargestellt hat, verringert sich dieser Anteil natürlich deutlich.

 

  • Das war zwar ganz interessant, was der Dozent erzählt hat. Aber für meine Arbeit kann ich da nichts von gebrauchen.
    (Kursteilnehmer)

"Jedes Mitglied einer Organisation ist ein Manager dieser Organisation." (Heinz von Foerster) Viele Lehrinhalte werden leider ohne die Einbeziehung der Teilnehmer formuliert. Die meisten Arbeitnehmer kennen ihre Defizite wohl gut, werden aber oft nicht gefragt, wenn es um Themen von Weiterbildungen geht. So gehen manche gut gemeinte Seminare an den Bedürfnissen der Teilnehmer vorbei.

 

  • Ich habe das doch gestern erst erklärt und heute schon weiß nur der Beste noch, wie das funktioniert.
    (Kursleiter)

"Wer sich fürchtet zu fragen, schämt sich zu lernen" (Sprichwort aus Dänemark). Es ist nicht leicht und erfordert Selbstsicherheit, in einer Gruppe von Kollegen zuzugeben, dass man das Gehörte nicht verstanden hat. Nachfragen disqualifiert einen schnell mit dem Makel des dumm seins. Dazu kommt, dass der Grund für das Nichtverstehen von vielen Dozenten gerne auf die Seite der Zuhörer geschoben und die Verständlichkeit der eigenen Erklärungen überschätzt wird. Rückfragen sollten von Teilnehmern immer so lange gestellt werden, bis diese die Sache wirklich zu verstehen glauben. Ein Dozent sollte ein zweites Erklären der gleichen Sache immer in anderer Form als zuvor vornehmen.

 

  • Mit den vielen Jahren als Dozent habe ich mich recht weit von den Problemen der Schüler entfernt. Ich habe schon so oft wiederholt, was die aber alles zum ersten mal erst hören.
    (Kursleiter)

Einen guten Lehrer macht aus, dass er fachlich kompetent, didaktisch gewandt und methodisch qualifiziert ist. So in etwa findet man es in zahlreicher Litearatur. Doch was passiert, wenn die fachliche Kompetenz im Laufe der Jahre so hoch wird, dass der Kontakt zu den Problemen der Zuhörer verloren geht?

Heinz von Foerster beschreibt sein Ideal eines Lehrers wie folgt: "Die wesentlichen Komponenten meiner Experimente waren, dass ich als Lehrer vor eine Gruppe junger Menschen getreten bin und nicht behauptet hatte: 'Ich weiß es.' Ich bin hineingekommen und habe gesagt: 'Ich weiß es nicht. Warum finden wir nicht heraus, worum es sich handelt?'" ... "Lernen ist die Verwandlung des Unwissens in Wissen und nicht der Prozess, bei dem man den Schülern ein Loch in den Kopf bohrt und dann dort die Weisheit hineinschüttet." (aus: Teil der Welt, Carl-Auer-Systeme Verlag)

Dies kann ein Dozent erreichen, wenn er selbst als Lernender auftritt und immer wieder hinterfragt, wass er zu wissen glaubt.